Steht die Demokratie auf dem Spiel? – Die KDR geht auf die Spur

In drei Tagen starten die Sommerferien. Draußen scheint die Sonne. Die Stimmung ist ausgelassen.
Steht unsere Demokratie auf dem Spiel? – Das ist eine schwere Frage, mit der sich die Lernenden der 9a an zwei Tagen ihrer Projektwoche auseinandersetzen.

Doch die Dozenten der Friedrich-Ebert-Stiftung sind Profis und leiten souverän in dieses große Thema ein. Direkt zum Start nehmen die Schülerinnen und Schüler die Rolle von Reportern ein, die ihre Mitschüler*innen zu drei Fragen befragen: „Was hat Politik mit deinem Leben zu tun?“, „Was bedeutet Demokratie für dich?“, „Welche Namen und Begriffe fallen dir zu Populismus ein?“. Herausfordernde Fragen, auf die viele erstmal antworteten: „Nichts!“. Doch ist das wirklich so?
Nach und nach fielen durch die Jugendlichen immer mehr Stichworte, sodass ganze Plakate gefüllt werden konnten. Entgegen der Erwartungen war es doch mehr, als sie vorher dachten.
Wir schließen niemanden aus. Das ist ein Grundsatz, der in Gruppensituationen an der KDR gilt. Wie schnell dieser Grundsatz über Bord geworfen wird, zeigte sich im „Spielfeld Demokratie“, das mit der gesamten Gruppe gespielt wurde. Dabei wurden vier Felder auf dem Boden aufgeklebt und die Mehrheit durfte darüber entscheiden, welche Regeln zum Vorrücken in den Feldern für alle galten. Beispielsweise wurde Aussagen zugestimmt, dass alle stehenbleiben mussten, die kein Nutella mögen. Während des Spiels dominierte Lachen und witzige Kommentare. Alle Lernende freuten sich darüber, wenn sie weitergehen durften, während andere stehenbleiben mussten.
Im anschließenden Gruppengespräch zeigte sich jedoch, dass das nicht für alle gleichermaßen lustig war. Die Lernenden erfuhren am eigenen Leib, dass es sinnvoll wäre, wenn Minderheiten geschützt werden. Dadurch werden komplizierte Begriffe wie „Minderheitenschutz“ individuell erfahrbar.

Anschließend folgte eine Erläuterung der Strategien von Rechtspopulisten. Diese sollten daraufhin mit Hilfe der Strategien eine Rede von Martin Reichert analysieren. Welche Rhetorik wird verwendet, um möglichst viele Menschen auf die eigene Seite zu ziehen?
Verwendete Begriffe wie „Mainstreamjournalisten“ und „Klimahysteriker“ zeigten den Jugendlichen, dass in der Rede vor allem die Abgrenzung zu den vermeintlich „Anderen“ als Überzeugungsstrategie verwendet wurde. Das Fazit durch die Schüler*innen nach der Analyse war eindeutig: dieser deutsche Politiker verwendet populistische Strategien, aber das ist auf den ersten Blick nicht immer direkt zu erkennen.
Besonders interessant wurde es am zweiten Tag, da ein Planspiel startete. Dabei mussten die Lernenden in die Rollen von Schüler*innen einer fiktiven Schule schlüpfen. An dieser Schule gab es einen Vorfall mit einem Feuerwehr- und Polizeieinsatz aufgrund einer Gasentwicklung. Schlussendlich stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen schlechten Scherz mit einer Stinkbombe handelte. Allerdings hat der Einsatz viel Geld gekostet und der Ausschluss zweier verdächtiger Schüler von der Klassenfahrt soll die entstandenen Kosten tilgen.
Sind es die beiden verdächtigen Schüler denn auch wirklich gewesen? Ist es nicht ungerecht?
Die Schulleiterin der fiktiven Schule will es nicht allein entscheiden und gibt die Aufgabe an die Klasse ab.Diese muss eine Lösung finden, mit der alle einverstanden sind und die vorgegebenen Bedingungen erfüllt.
Nach einer kurzen Einarbeitung in die Rollen haben sich die Lernenden der 9a dieser Aufgabe gestellt. Dabei fand eine Konferenz statt, bei der alle Beteiligten über eine Lösung diskutieren mussten. Die Lösung, die gefunden wurde, war sehr kreativ und konnte von allen Beteiligten getragen werden.
Die Gruppe stand an beiden Tagen im Fokus. Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf der theoretischen Analyse von Gruppendynamiken, wie es z. B.  bei Populisten der Fall ist. Dahingegen konnten am zweiten Tag die Dynamik in Gruppen mit Hilfe des Planspiels praktisch ausprobiert werden. Dass der eigene Weg der Lösungsfindung im Planspiel auch mit populistischen Aspekten verknüpft werden kann, zeigte sich am Ende des Projektes.

Sagten viele Lernende am Anfang des Projekts noch, dass Politik nicht mit deren Leben zu tun habe, revidierten sie diese Aussage am Ende. „Eigentlich ist jede Entscheidung in der Klasse politisch“, war ein Statement, dass ein Schüler beispielhaft für die gesamte Gruppe traf. Das Projekt kann mit einem solchen Schluss als voller Erfolg festgehalten werden, das allen Beteiligten lange im Gedächtnis bleiben wird.